1964 – digitalisiert von Wolfgang Dietz
„Manana, manana!“ macht den Tauchern zu schaffen
Auf der insgesamt 2 000 Kilometer langen Fahrt zu den „Glücklichen Inseln“ haben wir mit unseren Wagen einige Grenzen überwinden müssen. Einige waren weit offen, andere mit Paragraphen und Schranken verschlossen. Die Fahrt ging bis Weil am Rhein, dann durch Frankreich, Spanien und Portugal. Im Vorbeihuschen in Frankreich eine eigenartige Begegnung: Eine sehr vornehme Jagdgesellschaft hatte sich bei Ussel in einem Gasthof häuslich niedergelassen.

Manana Dieses Wort, das auf schlecht Deutsch nichts anderes bedeutete als „Kommste heut nicht, kommste morgen“, brachte alle Expeditionsteilnehmer aus Porz oft zur Verzweiflung. Sie schauten oft finster drein: Welches „Manana“ wird morgen unsere Wege sperren?
Sie trieb ein makabres Spiel; Die Damen und Herren balancierten leere und gefüllte Gläser auf ihren Köpfen und tanzten damit durch die Gasträume. Das Konzert der auf dem Boden zerklirrenden Gläser war vielstimmig. Unsere Reisekasse wäre draufgegangen, wenn wir den Spaß nachgeahmt hätten, so wurde der Gläserbestand dezimiert.
Bei Brive, der Patenstadt von Porz, sollte unser Jürgen zum Friseur. Hier begann das Schicksal Jürgens als Pechvogel vom Dienst. Jürgen ist seinen Haaren nach zu urteilen offenbar ein Verehrer der Beatles. Er liebt lang, länger, am längsten. Gisela, die die Beatles nicht ausstehen kann, war beim Friseur Dolmetscherin. Jürgen verstand kein Wort. Er sah den Friseur nur eifrig nicken. Gisela aber stellte Jürgen als ihren Bruder vor, der die Haare ganz kurz geschnitten liebe, weil er nicht gern als Frau angesehen, werden wolle. Der Friseur tat, was er konnte. Und Jürgen sprach ein paar Tage lang kein Wort mehr mit uns.
Zwischen Bordeaux und Biarritz liegt etwa alle fünf Kilometer ein Autowrack. Wir fügen uns nur schwer in die rasende Fahrweise der Franzosen ein. Ab und zu reden wir mit den in Porz Daheimgebliebenen: drei Minuten Telefonieren Biarritz — Porz sechs Neue Francs! Billig!
Ein Erlebnis-, das wir nie vergessen: der Besuch der Höhlen von Altamira mit ihren prähistorischen Höhlenmalereien. Aber hier begegnete uns zum erstenmal das Wort „Manana!, das heißt „Morgen!“ Es sollte uns später auf den Kanarien auf Schritt und Tritt begleiten. Lastkraftwagen einer Straßenbaukolonne versperrten unsere Straße. Die Bauarbeiter frühstückten gerade, sie hatten ihre Wagen einfach stehenlassen, wo sie standen, als der erste von ihnen sein Brot auspackte. Wir standen fast eine Stunde lang vor ihnen. „Manana!“ Morgen! Dann wurde der Weg freigemacht.
In Madrid können wir Rolf, den siebten im Bunde, in die Arme schließen; er war mit dem Zug nachgekommen und hatte seine Optikergesellenprüfung in Köln bestanden. Die eigenartigste Grenze auf unserer Fahrt fanden wir zwischen Spanien und Portugal. Sie ist im Sommer bis 18, im Winter bis 17 Uhr geöffnet. Zwischen Spanien und Portugal liegt zwei Kilometer Niemandsland. Dann ein langes Palaver: in unseren beiden Wagen seien Waren, die man in Portugal verkaufen könne. Lebensmittel, Zelte, Taucherausrüstungen, Fotoapparate und so weiter. Man könne keine Einreiseerlaubnis geben, sagte man auf französisch. Erst der „große Chef“, der von weither geholt wurde, hatte Verständnis für uns.
Wir durften einreisen und bekamen einen langen Schreibebrief mit unbekanntem Inhalt mit, der uns bei der Ausreise aus Portugal wie ein Zauberstab die Grenze öffnete.
Das Wort „Manana“ ließ uns in Spanien oft daran zweifeln, unser Ziel Lanzarote jemals zu erreichen. Aber dann standen wir doch eines Tages in Cadiz vor dem Schiff, das uns über Las Palmas nach Arrecife auf Lanzarote bringen sollte. Dort trafen wir auch Heinz, einen Düsseldorfer, der Spanisch wie Düsseldorfer Platt beherrschte und uns half, die Flüche der Spanier beim Verladen unserer schweren Wagen zu verdauen.

Das Netzwerk der Verladeeinrichtung in Spanien riß, und unser größter Wagen drohte mit allen Vorräten, darunter iür 1000 DM Konserven, in die Tiefe zu stürzen. Aber die Spanier und Allah standen uns bei.