Ostereiertauchen 2024

Am letzten Donnerstag vor den Osterferien findet traditionell unser Ostereiertauchen statt. Auch dieses Jahr waren wieder über 35 Kinder, Jugendliche und Erwachsene dabei und haben gemeinsam die 90 im Becken verstecken Eier gesucht.

Anschließend gab es im Vereinsheim die Gelegenheit sich mit einem Mettbrötchen zu stärken und die gesammelten Eier zu genießen. Alle Kinder und Jugendlichen wurden von der Jugend noch mit einem Schokoosterhasen beschenkt.

Auf Youtube könnt ihr euch ein kurzes Video vom Ostereiertauchen anschauen.

Der Hai und Gisela

1964 – digitalisiert Wolfgang Dietz

Wilde Tiere leben im paradiesischen Urzustand

„Nie Angst?“ Diese Frage hör­ten wir oft. Wir näherten uns| Riesenfischen, streichelten sie, wir drangen mit jedem Meter in un­bekannte Tiefen und Gefahren ein. Aber die Angst wich der Gewohn­heit. Vorsichtig sind wir immer noch wie am ersten Tag. Im Meer durfte nur der tauchen, für den auf der Oberfläche ein Beobach­tungsmann aufpaßte. An den auf­steigenden Luftblasen aus den Atemgeräten konnte immer genau der Standort des Tauchenden er­kannt werden.

Der Hai und Gisela

Luftblasen aus den Atemgeräten sind für die „Sicherungsmänner“ an der Oberfläche stets beruhigende Zeichen. Bleiben sie aus, muß sofort gehandelt werden.

Einmal aber kam der große Schreck über Jupp, der Sicherungs­mann für Gisela war. Sie fotogra­fierte in 40 Meter Tiefe das Leben und Treiben der Fische. Jupp er­starrte zur „Salzwassersäule“, als die Luftblasen aus ihrem Atem­gerät plötzlich ausblieben. Was war Gisela unten in der totalen Einsamkeit geschehen? War sie ohnmächtig geworden? Hatte sie ein Hai, von denen es einige hier geben sollte, erwischt?

Wie eine Harpune schoß Jupp nach unten. Zum ersten Schreck kam der zweite: Gisela kniete unter einem vorspringenden Riff auf dem Lavaboden und fotogra­fierte mit ganzer Hingabe die um sie herum schwimmenden Fische, die nahe an sie herankamen, als wäre Gisela ihresgleichen. Sie be­wegte sich kaum, sie wollte die Fische nicht verscheuchen. Und die Luft aus ihrem Atemgerät verfing sich unter dem Riff, so daß sie nicht mehr an die Oberfläche des Wassers steigen konnte. Giselas Haarknoten diente als Puffer nach oben gegen das überhängende Riff. Aber hinter ihr — sie hatte es selber nicht bemerkt — schwamm ein riesiger Hairochen, ein Maul wie das eines Haifisches, mit eini­gen Reihen scharfer Zähne. Dieses unheimliche Tier schnupperte an Giselas Kniekehlen.

Was sollte Jupp tun? Konnte er sie bei Aufnahmen stören, die viel­leicht nie mehr in dieser Art ge­macht werden konnten? Fast be­wegungslos schwamm er hinter Gisela und zog sein Jagdmesser, bereit zuzustoßen, wenn dem un­heimlichen Hairochen der Appetit auf Gisela kommen sollte. Aber nach einigen bangen Minuten drehte das Ungeheuer ab. Es schien Gisela als Freund der Fische zu akzeptieren.

Hatte der Rochen einen „sechs­ten Fischsinn“? Gisela aß nie von einem Fisch, den sie schon einmal fotografiert hatte. Das wäre, so sagte sie, als müsse sie ein ge­liebtes Haustier töten und davon essen. Kurz danach hatten Jupp und Gisela ein besonderes Erleb­nis mit einem jungen Tintenfisch, der sich als Freund der Menschen und ihrer Zivilisation zeigte.

Der Hai und Gisela

Viel Spass Wolfgang

Der Hahn von Arrecife

1964 – digitalisiert von Wolfgang Dietz

Seewind legt auch die Stärksten mit der Zeit um

Der unserem Zeltplatz nächst ­gelegene Ort heißt Playa Blanca; ein paar verfallene Häuser. Näher lag Punta Papagayo, die „tote Stadt“, mit einem Wehrturm aus dem vorigen Jahrhundert. Wir schleppten Lavabrocken zu vielen Zentnern, um unser Zelt im star­ken Wind zu verankern. Der Bran­dung wegen mußten wir unser Boot einige hundert Meter weit entfernt vom Ufer festlegen.

Der Hahn von Arrecife

Unsere Bucht zwischen Playa Blanca und Punta Papagayo. Im Hintergrund ein 200 Jahre alter spanischer Wachturm.

Kaum hatten wir einen unserer Wagen als Küche eingerichtet, wo „Boß“ Horst für drei Monate Küchenmeister spielen soll, hatte Rolf schon unheimliches Jagdglück. Er war mit der Harpune auf dem Grund des Meeres spazieren ge­schwommen, als ihm ein 20 pfündiger Cernia, ein Zackenbarsch, über den Weg kam. Wir hatten nach dem ewigen Tee, Brot Marmelade und Büchsenwurst Hunger auf etwas anderes; der Fisch schmorte bald über unserer Propangas­flasche und schmeckte ausgezeich­net.

Als wir noch ein Wasserloch fan­den, war unsere Seligkeit auf der paradiesischen Insel vollendet. Wasser war rar. Die Insulaner stell­ten gerade eine „Fabrik für Trink­wasser“ fertig, die täglich vier Millionen Kubikmeter aus Meer­wasser produzieren soll. Trink­wasser war rationiert; auch wir gaben kein schlechtes Beispiel — wir wuschen und spülten aus­schließlich in Salzwasser, und da­für rächten sich unsere Nieten­hosen mit Löchern und mit dem weißesten Blau ihres Lebens.

Es regnete selten hier, nur minu­tenlang. Wir wunderten uns, wo­her die Gewächse ihre Feuchtig­keit hernehmen. Man zeigte uns: Lavagrus aus den rund 300 Vulkan­kegeln ringsum war dünn auf den Feldern aufgetragen, und diese Schicht nahm Regen und Luft­feuchtigkeit auf und gab sie, so­zusagen rationalisiert, an die Pflan­zen weiter. Andere Pflanzen, die seit Anbeginn der Schöpfung ge­wöhnlich aufrecht stehen, hatten sich im ewigen Seewind akklimati­siert und legten sich von selbst von Geburt an in die Furchen, die die Ackerbauer in die Felder gra­ben.

Bei unserem ersten Ausflug in das Innere der Insel half uns ein Mann, den wir nie vergessen wer­den: Pollo de Arrecife, zu Deutsch „Der Hahn von Arrecife“. Er ist heute noch der stärkste Mann der Kanarischen Inseln, Befehlshaber der Inselpolizei; seinen Ehren­namen verdankt er seinem Sieg im „Rösli“, einer Art von Judosport, er ist „Champion von Kanarien“ und schlug alle seine Gegner. Er liebte uns offenbar sehr, so daß seine Frau eifersüchtig wurde. Wir hörten von andern Leuten, daß sie ihn oft böse fragte: „Warst du wieder bei diesen Deutschen?“

Der Hahn von Arrecife

Der stärkste Mann der Kanarischen Inseln, Pollo de Arrecife (zweiter von links), zeigte uns die Höhlen der Ureinwohner von Lanzarote; er wurde unser guter Freund.

Er zeigte uns die Höhlen der Ureinwohner von Lanzarote, der Guanchen. Es sollen Berberiden gewesen sein, längst ausgestorben, in Krieg, in Sklaverei verschleppt oder in Lavaströmen begraben. In diesen Höhlen, kilometerlang im Erdinnern verschlungen, hatten sich die Männer und Frauen ver­steckt, wenn die Sklavenhändler vom afrikanischen Festland, über 110 Kilometer weit entfernt, auf­tauchten oder wenn die Vulkane auszubrechen drohten. In diesen Höhlen fanden wir noch Tonscherben, verziert mit vorgeschichtlichen Band- oder Schnurverzierungen.

Brennender Dornbusch

1964 – digitalisiert von Wolfgang Dietz

Die Menschen leben auf Lanzarote auf dem Vulkan

Jürgen, der Pechvogel vom Dienst, hatte nach einem Tag Freundlichkeit wieder Grund zur schlechten Laune: Die letzte Nacht hatte er auf einer Gummimatratze geschlafen, die keine Luft mehr hatte; die Knochen im Leib schmerzten ihm. Auf dem Schiff wurde er entschädigt: Er bekam eine Kajüte mit Bullauge. Aber das wiederum hing mit seinem Pech zusammen, denn er wurde seekrank und hatte eine Öffnung nach drau­ßen nötig.
Auf dem Schiff trafen wir unse­ren Düsseldorfer wieder. Und sei­nen Hund. Dieser Hund war in Cadiz wenige Stunden vor dem Einschlafen verschwunden. Wir alle hatten suchen geholfen, stun­denlang. Dann hatten wir ihn gefun­den und dazu den Beweis, daß ein Hund doch ein klügerer Mensch sein kann. Er lag seelenruhig unter dem Gasthaustisch, wo sein Herr ein paar Stunden vorher ein Glas Wein getrunken hatte, und wartete.
Wir tranken zum Wiedersehen Cuba libre, das ist kanarischer Rum mit Cola. Zusammen standen wir am frühen Morgen des 13. Oktober in der Hauptstadt der Insel Gran Canaria, Las Palmas, nach den Schiffskarten bis Arrecife, der Hauptstadt der Insel Lanzarote, über zwei Stunden an. Noch am Abend desselben Tages sticht unser Schiff in See.
Der Krater ist 200 Meter tief und hat seine 100 Meter im Durchmes­ser. Und ganz tief unten auf sei­nem Grund — wir konnten es kaum fassen — stand ein Wohn­haus, lagen bestellte Äcker und graste ein Esel! Die Leute leben wahrhaftig auf dem Vulkan. Wir sahen Bananenplantagen, aßen die ersten Fische aus dem Atlantik und wurden zu acht Mann für 15 DM dicke satt. Um 16 Uhr lan­deten wir, nach einer Zwischen­landung an der Insel Fuerteventura, in Arrecife auf Lanzarote. Wir erhielten sofort Zelterlaubnis und fieberten dem Meer entgegen. Wann endlich würden wir auf dem Meeresboden spazieren gehen, wann würden wir die Schwerkraft der Erde abschütteln können?

Brennender Dornbusch

Lanzarote, „unsere“ Kanarische Insel im Atlantik! In Arrecife an der Ostkiiste lan­deten wir, fuhren nordwärts und dann rings um die Insel herum, am Ufer vorbei, um einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Doch einen relativ sturmfreien Platz fanden wir erst, nachdem fast die ganze Insel umrundet war (Pfeil und Kreuz) bei Playa Blanca an der Südspitze.


Selten wird hier gezeltet, keiner konnte uns einen Rat geben, wo wir eine windgeschützte Bucht mit Sandstrand finden. Aufs Gerate­wohl nahmen wir von Arrecife Kurs nach Norden. Wir fanden herrliche Buchten, eingefaßt von Lava und seltsamen Gärten, aber der Wind riß unsere Träume in Fetzen; nirgendwo trauten wir uns zu, diesen ewigen starken See­wind auszuhalten. Er riß an unse­ren Wagen, unseren Nerven.
Ein Trost auf dieser fast 200 Kilo­meter langen Suchreise: die präch­tig illuminierte Riesenhöhle von Cuevas de los verdes, Jameos del Agua. Vierzehn Kilometer lange Gänge, Unterwasserbeleuchtung, alles für die Touristen, die noch kommen sollen, von einem Archä­ologen und einem Helfer in einem Jahr allein geplant und errichtet.
Als wir die Suche mißmutig schon aufgeben wollten, fanden wir 40 Kilometer weit von unserem Ausgangspunkt Arrecife entfernt, an der Südspitze der Insel, die Bucht, die für drei Monate unser Wasserparadies sein sollte. Der Wind und die Brandung waren zu ertragen. Hinter uns die Feuer­berge, die im 18. Jahrhundert noch ein einziges Feuermeer bildeten. Wer ein wenig Erde von der Ober­fläche wegkratzte, spürte die Hitze im Erdinnern. Wir steckten trockenes Dornengestrüpp in einen handgroßen Spalt im Lavagestein — nach einer Minute brannte das Gestrüpp lichterloh. Unser Paradies schien nicht ungefährlich zu sein.

Pechvogel vom Dienst

1964 – digitalisiert von Wolfgang Dietz

Manana, manana!“ macht den Tauchern zu schaffen

Auf der insgesamt 2 000 Kilo­meter langen Fahrt zu den „Glück­lichen Inseln“ haben wir mit unseren Wagen einige Grenzen überwinden müssen. Einige waren weit offen, andere mit Paragraphen und Schranken verschlossen. Die Fahrt ging bis Weil am Rhein, dann durch Frankreich, Spanien und Portugal. Im Vorbeihuschen in Frankreich eine eigenartige Begeg­nung: Eine sehr vornehme Jagd­gesellschaft hatte sich bei Ussel in einem Gasthof häuslich nieder­gelassen.

Pechvogel vom Dienst

Manana Dieses Wort, das auf schlecht Deutsch nichts anderes bedeutete als „Kommste heut nicht, kommste morgen“, brachte alle Expeditionsteilnehmer aus Porz oft zur Verzweiflung. Sie schauten oft finster drein: Welches „Manana“ wird morgen unsere Wege sperren?

Sie trieb ein makabres Spiel; Die Damen und Herren balancierten leere und gefüllte Gläser auf ihren Köpfen und tanz­ten damit durch die Gasträume. Das Konzert der auf dem Boden zerklirrenden Gläser war vielstimmig. Unsere Reisekasse wäre drauf­gegangen, wenn wir den Spaß nachgeahmt hätten, so wurde der Gläserbestand dezimiert.
Bei Brive, der Patenstadt von Porz, sollte unser Jürgen zum Friseur. Hier begann das Schicksal Jürgens als Pechvogel vom Dienst. Jürgen ist seinen Haaren nach zu urteilen offenbar ein Verehrer der Beatles. Er liebt lang, länger, am längsten. Gisela, die die Beatles nicht ausstehen kann, war beim Friseur Dolmetscherin. Jürgen ver­stand kein Wort. Er sah den Friseur nur eifrig nicken. Gisela aber stellte Jürgen als ihren Bruder vor, der die Haare ganz kurz geschnitten liebe, weil er nicht gern als Frau angesehen, werden wolle. Der Friseur tat, was er konnte. Und Jürgen sprach ein paar Tage lang kein Wort mehr mit uns.
Zwischen Bordeaux und Biarritz liegt etwa alle fünf Kilometer ein Autowrack. Wir fügen uns nur schwer in die rasende Fahrweise der Franzosen ein. Ab und zu reden wir mit den in Porz Daheimgeblie­benen: drei Minuten Telefonieren Biarritz — Porz sechs Neue Francs! Billig!
Ein Erlebnis-, das wir nie ver­gessen: der Besuch der Höhlen von Altamira mit ihren prähistorischen Höhlenmalereien. Aber hier be­gegnete uns zum erstenmal das Wort „Manana!, das heißt „Morgen!“ Es sollte uns später auf den Kanarien auf Schritt und Tritt begleiten. Lastkraftwagen einer Straßenbaukolonne versperrten unsere Straße. Die Bauarbeiter früh­stückten gerade, sie hatten ihre Wagen einfach stehenlassen, wo sie standen, als der erste von ihnen sein Brot auspackte. Wir standen fast eine Stunde lang vor ihnen. „Manana!“ Morgen! Dann wurde der Weg freigemacht.
In Madrid können wir Rolf, den siebten im Bunde, in die Arme schließen; er war mit dem Zug nachgekommen und hatte seine Optikergesellenprüfung in Köln bestanden. Die eigenartigste Grenze auf unserer Fahrt fanden wir zwischen Spanien und Portugal. Sie ist im Sommer bis 18, im Winter bis 17 Uhr geöffnet. Zwi­schen Spanien und Portugal liegt zwei Kilometer Niemandsland. Dann ein langes Palaver: in unseren beiden Wagen seien Waren, die man in Portugal ver­kaufen könne. Lebensmittel, Zelte, Taucherausrüstungen, Fotoapparate und so weiter. Man könne keine Einreiseerlaubnis geben, sagte man auf französisch. Erst der „große Chef“, der von weither geholt wurde, hatte Verständnis für uns.
Wir durften einreisen und bekamen einen langen Schreibebrief mit un­bekanntem Inhalt mit, der uns bei der Ausreise aus Portugal wie ein Zauberstab die Grenze öffnete.
Das Wort „Manana“ ließ uns in Spanien oft daran zweifeln, unser Ziel Lanzarote jemals zu er­reichen. Aber dann standen wir doch eines Tages in Cadiz vor dem Schiff, das uns über Las Palmas nach Arrecife auf Lanzarote brin­gen sollte. Dort trafen wir auch Heinz, einen Düsseldorfer, der Spanisch wie Düsseldorfer Platt be­herrschte und uns half, die Flüche der Spanier beim Verladen unserer schweren Wagen zu verdauen.

Pechvogel vom Dienst

Das Netzwerk der Verladeeinrichtung in Spanien riß, und unser größter Wagen drohte mit allen Vorräten, darunter iür 1000 DM Konserven, in die Tiefe zu stürzen. Aber die Spanier und Allah standen uns bei.

Riesenfische als Stars

1964 – digitalisiert von Wolfgang Dietz

Drei Monate schwebten Porzer Taucher schwerelos

Wir kennen die Unterwelt der Meere gut, obwohl kaum einmal ein Sterblicher in sie eindringt. Wir sind auf dem Boden des Mittel­meeres bei Sardinien und Griechen­land spazieren gegangen. Wir haben Odysseus Spuren vor den griechischen Küsten aufspüren wol­len und sind dabei auf Amphoren und Geräte gestoßen, die dem Abenteurer der großen Sage ge­hören konnten. Wir haben Fische gejagt, die auch er gejagt haben könnte, und nun wollten wir die rauhere Wirklichkeit des Atlan­tischen Ozeans kennenlernen. Wir machten uns auf und fuhren mit zwei hochbeladenen Kleintranspor­tern in Richtung Süden, Ziel: die Kanarischen Inseln!

Wir fieberten; denn uns hat zu keiner Minute die Leidenschaft, zu tauchen, da zu sein, wo keines Men­schen Fuß sonst hintritt, losgelas­sen. Wir mußten tauchen, mußten forschen, mußten suchen, mußten erleben, wir konnten nicht anders.

Begonnen hatte das alles mit dem Übungstauchen im Porzer Schwimmbad und im Rhein. Aber ein Meer ist unendlich anders zu erleben. Jede Flossenbewegung tiefer hinab und jeder Schritt auf Meeresboden . ließ uns neue Wun­der sehen.

Wir waren zuerst unser sechs, eine Frau dabei: Gisela Odenwald, die Fotografin. Mich, Horst Platt, nannte man den „Boß“, ich bin 32 alt, von Beruf Spediteur. Ab­schied nahmen mit uns von Porz Karl Denzer, den wir „Charli“ nannten, 43, Stukkateurmeister, verheiratet; Jürgen Klenk, der im Atlantik 23 alt wurde, Bordelektri­ker; Bernhard Hoffmann, 22, Spe­zialarbeiter bei einer großen Auto­mobilfirma. In Madrid stieß Rolf Godo, 20, zu uns, und auf den Kana­rischen Inseln lehrte uns der achte im Bund, Hans Robert, 25, den wir Hänschen nannten, Metzgermeister wie Josef Keller, daß man sich auf der einzigen Straße einer kleinen Insel verfehlen kann.

Wir hatten gespart, jeder für sich, eisern und Groschen um Groschen; Horst hatte ausgerechnet, daß jedem von uns die drei Monate Aufenthalt auf den „Glücklichen Inseln“ 1100 D-Mark kosten wür­den. Das Geld floß in die Gemein­schaftskasse. In unseren beiden Wagen verstauten wir die Har­punen, die Spezial-Fotogeräte, die Taucheranzüge, maßgeschneidert, das Schlauchboot mit dem Außen­bordmotor, unsere Kessel und Pfan­nen, Zelte und Luftmatratzen. Wir waren gerüstet für die große Fahrt in ein Paradies.

Riesenfische als Stars

Weltvergessen sitzt Hänschen auf einem Riff, 30 Meter tief unter der Oberfläche des Atlantiks. Alleiner kann keiner mehr sein.

Es war ein Paradies eigenartiger Art. Zuerst diese Menschen! Wir haben nie zuvor solche Menschen kennengelernt. Bis zur Tiefe von 40 Metern fanden wir im Meer das blaugrüne Paradies, in das nie ein Sonnenstrahl fiel. Die Fische und Steine und Muscheln, die Lava und die Gewächse leuchteten in diesem eigenartigen blaugrünen Licht, und nur, wenn wir Tiere und Pflanzen mit an die Oberfläche brachten, gab ihnen die Sonne die unwahrschein­lichsten Farben der Erde.

Wir waren mit Riesenfischen so­zusagen auf du und du, wir strei­chelten sie am Grund des Meeres, und sie ließen es sich gefallen. Andere Tiere gebärdeten sich mit Giftstacheln und scharfen Zähnen als feindlich. Wir spielten mit nie zuvor gesehenen Fischen zwischen den Riffen. Gisela fotografierte sie in allen Starrollen, die wir ihnen zugedacht hatten.

Sie brauchte weniger Luft auf dem Meeresgrund als wir Männer; manchmal hielt sie es mit dem Pressluftgerät eine Stunde lang unten aus. Einmal blieben die Luft­blasen ihres Atems auf der Ober­fläche aus. Der Schreck schoß ihrem Sicherungsmann in die Glieder, als er in die Tiefe schoß und Gisela fand.

Riesenfische als Stars

Bund der Aufrechten! Die Expedtionsteilnehmer zu den Kanarischen Inseln, außer Gisela Odenwald und „Hänschen“ der später kam.

Im Wasser leben, aus dem Was­ser leben unglaublich schön ist das! Die Schwerkraft ist dahin; wir schwebten drei Monate lang.

Porzer Taucher suchten nach versunkenen Schiffen – 60 Jahre TSG

Porz (pta) — Als auf dem Weg nach Zypern der vierte Rei­fen platzte, als die Fähre zur Insel mitten auf hoher See mit Maschinenschaden in den Wellen schlingerte, da schien der Er­folg der archäologischen Unterwasserexpedition, zu der Horst Platt, Porzer Taucherchef, und vier seiner besten Leute nach Zypern aufgebrochen waren, mehr als zweifelhaft. Doch der Rei­fen wurde in der glühenden Hitze repariert und auch die Fähre nach Zypern wieder soweit instand gesetzt, daß sie unter den Gebeten des Steuermanns um günstigen Wind schließlich mit vier Knoten Geschwindigkeit die Küste Zyperns erreichte.

Porzer Taucher suchten nach versunkenen Schiffen - 60 Jahre TSG

Während der sechs Wochen in Zypern lernte Horst Platts Tauchergruppe auch die Prominenz der Insel kennen. Hier steht Horst Platt (ganz rechts) im Gespräch mit dem deutschen Botschafter in Zypern (Mitte) und dessen Frau, sowie dem Präsidenten der türkischen Nationalkammer, Dr. Nejdet, ganz links. Bild: G.Odenwald

Für die fünf Porzer Taucher, die gekommen waren, um wäh­rend der nächsten sechs Wo­chen die Unterwasserlandschaft rund um die Insel nach antiken Wracks abzusuchen, begann ein Abenteuer, das den Deutschen nicht zuletzt wegen der politi­schen Situation auf der Insel et­liche brenzlige Situationen be­scherte.

Die Expedition, von der die Porzer erst kürzlich zurückkehr­ten, war mit langer Hand vor­bereitet worden. Zwölf Monate lang wälzten die Taucher alle denkbare Literatur über die In­sel, studierten Seekarten, er­kundeten die Windbedingungen an den Küsten, um herauszufin­den, wo vor über tausend Jah­ren einmal Schiffe mit ziemli­cher Wahrscheinlichkeit unter­gegangen sein könnten. Doch die Natur machte es den Porzern nicht leicht. Im Laufe der Geschichte hat sich die Insel mehrmals gehoben und gesenkt, so daß zum Beispiel die Mee­resströmungen oder die Be­schaffenheit des Meeresbodens sehr wenig über mögliche Fundorte auszusagen vermögen. So waren die Taucher nicht zu­letzt auf eine gehörige Portion Glück angewiesen.

Frisch in Zypern angekom­men, hatten die vier Männer, die von der Fotografin Gisela Odenwald begleitet wurden, erst einmal mächtigen Dusel: Nadi drei Tagen und Nächten im Zelt, in dem die Expeditions­teilnehmer schon um halb sie­ben Uhr morgens schweißgeba­det auf ihren Schlafsäcken lagen, stellte ein türkischer Zypriote den fünf Deutschen ein Haus zur Verfügung, in dessen Erd­geschoß zur großen Freude der Deutschen ausgerechnet eine Wirtschaft war. „Wir brauchten uns bloß aus dem Fenster zu hängen und zu klatschen, dann kam der Wirt persönlich mit dem Tee nach oben!“ erzählt Horst Platt.

Während der vielen Fahrten über die Insel allerdings war es mit allem Komfort vorbei. Die zahlreichen Militärposten der Griechen, Türken und UN-Sol­daten machten den Porzern das Leben schwer. Das schlimmste Erlebnis allerdings hatten die Taucher nachts, als sie sich auf der Insel verfahren hatten und auf einen einsamen UNO-Posten stießen, der zwischen dem griechischen und türkischen Gebiet angelegt worden war. Ein einsamer UN-Soldat, dem of­fensichtlich mitten im Niemands­land das Herz in die Hose ge­rutscht war, vertrieb die Deut­schen mit entsicherter Maschi­nenpistole im Anschlag und dem Finger am Abzug von der Straße. „Eine falsche Bewegung und er hätte uns vor lauter, Angst abgeknallt“ Mit Griechen und Türken hatten die Deutschen in der Re­gel keine Schwierigkeiten, auch wenn ihnen gelegentlich ein Militärposten mit dem Bajonett vor der Nase herumfuchtelte.

Zu dem deutschen Botschafter auf Zypern hatten die Porzer ein gepflegtes Verhältnis. Nachdem sie dem Diplomaten vier Kö­nigsfische im tiefen Wasser mit ihren Harpunen geschossen hat­ten, schien der Botschafter restlos beglückt: „Ja, das sind ja die Fische, die so gut in der Suppe schmecken.“ Um die Expedition zu einem Erfolg zu führen, mußten Gisela Odenwald, Horst Platt, Wolf­gang Hoppe, Jürgen Klenk, Wolfgang Geissler und der tür­kisch zypriotische Student Hassan Osman Karabiber, der die Deutschen als Dolmetscher begleitete, hart arbeiten. Meter für Meter wurde der Meeresboden an den träch­tigen Stellen nach Scherben, An­kersteinen und sonstigen An­zeichen eines versunkenen Schiffes abgesucht.Über den Erfolg der Expedition schweigt Horst Platt sich selbstverständlich aus. Doch wie seinen Worten zu entneh­men ist, sind die Porzer sicher­lich nicht ganz ohne fruchtbare Ergebnisse nach Deutschland zurückgekehrt.

Bis zum nächsten Mal Wolfgang