TSG Porz in Zeeland – Teil 2: Nachttauchen vor der Sommersonnenwende

TSG Porz in Zeeland – Teil 2: Nachttauchen vor der Sommersonnenwende

Der Freitagabend in der Zeeland-Woche 2025 war ein ganz besonderer. Nicht nur, weil sich die Tauchgruppe der TSG Porz in den Tagen zuvor bereits im salzigen Wasser ausgetobt, gemeinsam gegessen, gelacht und gelebt hatte – sondern auch, weil der Nachttauchgang an der Homebase am Kerkweg in Brouwershaven bevorstand. Für viele war dies der Höhepunkt der Woche. Für manche der erste Tauchgang in völliger Dunkelheit. Und für alle ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.

Langsam senkt sich die Dämmerung

TSG Porz in Zeeland – Teil 2: Nachttauchen vor der Sommersonnenwende

Es war der Abend des 20. Juni – die Nacht vor der Sommersonnenwende. Spätestens ab 21 Uhr lag eine eigentümliche Spannung in der Luft. Die Sonne stand noch hoch am Himmel, doch unter den zehn Nachttauch-Teilnehmer*innen wurden bereits die Lampen gecheckt, Akkus getestet, zweite Backup-Lichter bereitgelegt. Die letzten Logbucheinträge vom Nachmittag waren noch nicht getrocknet, da wurde die Ausrüstung schon wieder gepackt. Viele hatten den Tag über bereits zwei oder drei Tauchgänge absolviert – aber die Aussicht auf einen Tauchgang in völliger Dunkelheit ließ Müdigkeit zur Nebensache werden.

Treffpunkt Homebase – vertraut und doch ganz neu

Die Homebase am Kerkweg  war vertrautes Terrain. Hier hatte man sich in den Tagen zuvor jeden Morgen getroffen, hier gab es das erste Kaffeepläuschchen, hier wurden Flaschen geschleppt und gefüllt und Tauchgruppen zusammengestellt. Jetzt aber war es ein anderer Ort: Ruhiger, dunkler, spannungsgeladener. (OK, wir waren nicht die Einzigen…) Das Wasser schimmerte in metallischem Blau, der Wind hatte nachgelassen, und eine eigenartige Stille senkte sich über den Platz.

Um 22:45 Uhr versank die Sonne schließlich hinter dem Damm. Noch war es dämmrig – aber die ersten Lichtstrahlen der Lampen zeichneten bereits leuchtende Kegel ins Wasser. Ein letztes Briefing: Gruppenstärke, Kommunikation. Dann ging es los.

Abtauchen in eine andere Welt

Kaum unter der Oberfläche, war klar: Dies ist eine andere Dimension des Tauchens. Selbst ein vertrauter Tauchplatz wirkt bei Nacht wie verwandelt. Jeder Lichtkegel enthüllt nur einen kleinen Ausschnitt – alles andere bleibt im Schatten. Geräusche sind gedämpfter, Bewegungen wirken langsamer, konzentrierter. Und dann war da dieses Staunen.

TSG Porz in Zeeland – Teil 2: Nachttauchen vor der Sommersonnenwende

Schon nach wenigen Minuten begegnete man den ersten Tieren der Nacht. Hummer, die tagsüber tief in Felsspalten ruhen, krabbelten nun majestätisch über den Boden. Ihre Scheren tasteten sich vorsichtig durch den Sand, das reflektierende Rotblau ihrer Panzer schimmerte im Licht der Lampen. Auch Taschenkrebse und Seespinnen wagten sich hervor – in einer Ruhe, die sie tagsüber nie zeigten.

TSG Porz in Zeeland – Teil 2: Nachttauchen vor der Sommersonnenwende

Besonders faszinierend waren die Rippenquallen, die sich in völliger Dunkelheit wie glitzernde Sphären bewegten. Ihre feinen Cilienreihen, LED-Laufbändern ähnelnden Gebilden, reflektierten das Licht in allen Farben – wie kleine galaktische Erscheinungen mitten im Grevelinger Meer. Man konnte sich kaum sattsehen.

Die Magie des Lichts – und der Stille

Was diesen Nachttauchgang so besonders machte, war nicht nur die Tierwelt – es war die Wirkung des Lichts in der Dunkelheit. Jeder Tauchende hatte seine eigene kleine Bühne, begrenzt durch den Kegel seiner Lampe. Die Welt reduzierte sich auf wenige Quadratmeter – aber diese waren intensiver, deutlicher und zugleich geheimnisvoller als alles, was der Tag zeigte.

Manchmal trafen sich zwei Lichtkegel, und für einen Moment wurde der Raum größer. Ein Nicken, ein Blubbern, dann ging jeder wieder seiner eigenen Entdeckung nach. Das Buddy-System funktionierte auch hier wie immer zuverlässig – mit kurzen Handzeichen oder einer gemeinsamen Wendung im Wasser.

Die Gespräche vom Tag, das Lachen vom Mittag, das Equipment-Schleppen – all das trat in den Hintergrund. Es zählte nur der Moment. Und die Stille. Eine Stille, wie man sie nur unter Wasser kennt. Und in der Nacht.

Auftauchen mit neuen Augen

Nach etwa 60 Minuten kehrten die ersten Gruppen zurück an die Oberfläche. Das Meer war nun vollständig in Dunkelheit gehüllt, das Ufer nur schwach beleuchtet. Die Lampen der ersten Rückkehrer blitzten über dem Wasser, leise Rufe und Lachen durchbrachen die Stille. Jeder, der auftauchte, strahlte. Manche sagten nichts, andere sprudelten über vor Eindrücken.

TSG Porz in Zeeland – Teil 2: Nachttauchen vor der Sommersonnenwende

Zurück an Land wurde aufgewärmt, getrocknet, Bilder gezeigt – sofern überhaupt jemand daran gedacht hatte, eine Kamera mitzunehmen. Denn dieser Tauchgang war mehr ein Gefühl als ein Fotomotiv.

Danach ging es aber auch zügig zur Nachtruhe, die nächsten Tage stand ja noch so einiges auf dem Tauchplan. Und Schlaf ist und bleibt nun einmal die beste Regeneration. 

Fazit: Ein Tauchgang voller Tiefe

Der Nachttauchgang an der Homebase war mehr als nur ein weiteres Logbuch-Kapitel. Es war eine Erfahrung, die vielen Tauchenden den Zauber ihres Sports neu bewusst machte. Die Mischung aus technischer Konzentration, biologischer Vielfalt und meditativer Ruhe machte diesen Abend zu einem der eindrücklichsten Momente der Zeeland-Woche.

Für manche war es der erste Nachttauchgang – aber ganz sicher nicht der letzte. Und auch der Autor dieser Zeilen, als VDST-* noch grün hinter den Ohren der Tauchwelt, wird diesen Tauchgang nicht vergessen.

Und während sich die meisten danach müde, aber glücklich in ihre Ferienhausbetten verkrochen, wurde bereits über das nächste gemeinsame Ziel gemunkelt – aber das ist eine Geschichte für Teil 3…

Fortsetzung folgt…

Text: Philip Behrends