Aus Zypern wieder zurück — Wachtposten machten oft Ärger
Als auf dem Weg nach Zypern der vierte Reifen platzte, als die Fähre zur Insel mitten auf hoher See mit Maschinenschaden in den Wellen schlingerte, da schien der Erfolg der archäologischen Unterwasserexpedition, zu der Horst Platt, Porzer Taucherchef, und vier seiner besten Leute nach Zypern aufgebrochen waren, mehr als zweifelhaft. Doch der Reifen wurde in der glühenden Hitze repariert und auch die Fähre nach Zypern wieder soweit instand gesetzt, daß sie unter den Gebeten des Steuermanns um günstigen Wind schließlich mit vier Knoten Geschwindigkeit die Küste Zyperns erreichte.
Für die fünf Porzer Taucher, die gekommen waren, um während der nächsten sechs Wochen die Unterwasserlandschaft rund um die Insel nach antiken Wracks abzusuchen, begann ein Abenteuer, das den Deutschen nicht zuletzt wegen der politischen Situation auf der Insel etliche brenzlige Situationen bescherte.
Die Expedition, von der die Porzer erst kürzlich zurückkehrten, war mit langer Hand vorbereitet worden. Zwölf Monate lang wälzten die Taucher alle denkbare Literatur über die Insel, studierten Seekarten, erkundeten die Windbedingungen an den Küsten, um herauszufinden, wo vor über tausend Jahren einmal Schiffe mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit untergegangen sein könnten. Doch die Natur machte es den Porzern nicht leicht. Im Laufe der Geschichte hat sich die Insel mehrmals gehoben und gesenkt, so daß zum Beispiel die Meeresströmungen oder die Beschaffenheit des Meeresbodens sehr wenig über mögliche Fundorte auszusagen vermögen. So waren die Taucher nicht zuletzt auf eine gehörige Portion Glück angewiesen.
Frisch in Zypern angekommen, hatten die vier Männer, die von der Fotografin Gisela Odenwald begleitet wurden, erst einmal mächtigen Dusel: Nach drei Tagen und Nächten im Zelt, in dem die Expeditionsteilnehmer schon um halb sieben Uhr morgens schweißgebadet auf ihren Schlafsäcken lagen, stellte ein türkischer Zypriote den fünf Deutschen ein Haus zur Verfügung, in dessen Erdgeschoß zur großen Freude der Deutschen ausgerechnet eine Wirtschaft war. „Wir brauchten uns bloß aus dem Fenster zu hängen und zu klatschen, dann kam der Wirt persönlich mit dem Tee nach oben!“ erzählt Horst Platt.
Während der vielen Fahrten über die Insel allerdings war es mit allem Komfort vorbei. Die zahlreichen Militärposten der Griechen, Türken und UN-Soldaten machten den Porzern das Leben schwer. Das schlimmste Erlebnis allerdings hatten die Taucher nachts, als sie sich auf der Insel verfahren hatten und auf einen einsamen UNO-Posten stießen, der zwischen dem griechischen und türkischen Gebiet angelegt worden war. Ein einsamer UN-Soldat, dem offensichtlich mitten im Niemandsland das Herz in die Hose gerutscht war, vertrieb die Deutschen mit entsicherter Maschinenpistole im Anschlag und dem Finger am Abzug von der Straße. „Eine falsche Bewegung und er hätte uns vor lauter, Angst abgeknallt“ Mit Griechen und Türken hatten die Deutschen in der Regel keine Schwierigkeiten, auch wenn ihnen gelegentlich ein Militärposten mit dem Bajonett vor der Nase herumfuchtelte.
Zu dem deutschen Botschafter auf Zypern hatten die Porzer ein gepflegtes Verhältnis. Nachdem sie dem Diplomaten vier Königsfische im tiefen Wasser mit ihren Harpunen geschossen hatten, schien der Botschafter restlos beglückt: „Ja, das sind ja die Fische, die so gut in der Suppe schmecken.“ Um die Expedition zu einem Erfolg zu führen, mußten Gisela Odenwald, Horst Platt, Wolfgang Hoppe, Jürgen Klenk, Wolfgang Geissler und der türkisch zypriotische Student Hassan Osman Karabiber, der die Deutschen als Dolmetscher begleitete, hart arbeiten. Meter für Meter wurde der Meeresboden an den trächtigen Stellen nach Scherben, Ankersteinen und sonstigen Anzeichen eines versunkenen Schiffes abgesucht. Über den Erfolg der Expedition schweigt Horst Platt sich selbstverständlich aus. Doch wie seinen Worten zu entnehmen ist, sind die Porzer sicherlich nicht ganz ohne fruchtbare Ergebnisse nach Deutschland zurückgekehrt.
Bis zum nächsten Mal Wolfgang