Juli 1969
Ein großer Teil des Gelingens eines internationalen Forschungsexperimentes wird von einer Gruppe Porzer abhängen. Gelingt das Experiment, wird ein neues Kapitel der Meeresforschung aufgeschlagen. Es handelt sich um das Unterwasserlabor Helgoland, das in den nächsten drei Wochen vor der Insel Helgoland in einer Tiefe von 24 Metern installiert wird. Die Porzer Tauchgemeinschaft unter Leitung von Tauchlehrer Horst Platt ist zu technischen und wissenschaftlichen Hilfsarbeiten von Professor Kinne, dem Leiter des Projekts, angefordert worden.
Der Wissenschaftler brauchte eine erfahrene Tauchergruppe wie die Porzer, die gut aufeinander eingespielt ist. Schon seit Jahren unternehmen die Taucher eigene Expeditionen. Horst Platt fährt nun mit Gisela Odenwald, Rudolph Zerbes, Jürgen Klenk und Wolfgang Hoppe an die Nordsee.
Vom Versorgungsschiff aus werden die Porzer Taucher für die Verbindung zum Labor zuständig sein. Sie müssen neben den Lebensmitteln auch wissenschaftliches Gerät und sonstige Materialien, die im Labor benötigt werden, zu transportieren. In den ersten Tagen werden sie besonders das Gelände rund um die Unterwasserstation zu vermessen und in Planquadrate einzuteilen haben.
Um das Labor sind in Abständen sogenannte Iglus, die technische Geräte für verschiedene Messungen enthalten, aufgebaut. Es gehört zu den Aufgaben der Porzer Sporttaucher, diese Iglus zu warten und die Werte abzulesen. Das Unterwasserlabor soll als Vorstufe für einen „Unterwasserzoo“ dienen. Die Meeresforscher wollen die Verhaltensweisen von ausgesetzten Hummerlarven studieren und die Voraussetzungen für eine ökonomische Fischzucht schaffen, indem auf wissenschaftlicher Basis dickere und wohlschmecken-dere Hummer, Austern oder Seezungen gezüchtet werden sollen.
Auch für die Überwachung der Fallen und Fangkörbe sind die Porzer Taucher eingesetzt. Außerdem müssen sie über Monitore das Verhalten
der im Unterwasserlabor arbeitenden Aquanauten kontrollieren.
Die Porzer Taucher haben für dieses Unternehmen, das am 19. Juli beginnt, ihren Urlaub eingeplant. Es ist zum ersten Mal, daß Sporttaucher für wissenschaftliche undtechnische Hilfsdienste in Anspruch genommen werden.
Das Unternehmen ist für die Porzer Taucher nicht ganz ungefährlich. Das Labor wird etwa drei Kilometer vor Helgoland auf den Meeresgrund gelassen. Die See ist aber auch im Juli oft sehr unruhig, so daß an die Taucher erhebliche Anforderungen gestellt werden. Horst Platt versicherte, daß alle fünf Teammitglieder körperlich so fit seien, daß er glaube diese Schwierigkeiten überwinden zu können.
Die Bundesrepublik ist an dem Experiment, das alle bisherigen übertreffen soll, mit erheblichen Geldmitteln beteiligt. Entwurf und Anregung gingen vom Institut für Flugmedizin aus, in dessen Händen auch die technische und medizinische Leitung liegt. Das Unterwasser-labor liegt zur Zeit noch im Drägerwerk Lübeck. Auftraggeber sind die Biologische Anstalt Helgoland und die in Porz-Wahn etablierte Deutsche Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt. Gerade die Porzer DVFLR hat in entscheidender Weise an der technischen Entwicklung des Unterwasserlabors mitgewirkt.
Verpasst nicht die Fortsetzung in 2 Wochen. Bis zum nächsten Mal.
Wolfgang